In diesem Moment zählt jede Sekunde: Am 25. Mai 2025 erleidet der 81-jährige Walter Benz aus Ingerkingen einen Herzstillstand – und überlebt. Dass er heute wieder zuhause bei seiner Familie sein kann, verdankt er dem schnellen Eingreifen seiner Tochter, dem Einsatz ehrenamtlicher Helfer, der professionellen Versorgung durch den Rettungsdienst des DRK-Kreisverbands Biberach e. V. sowie der ärztlichen Behandlung in der Klinik.
Als die 46-jährige Martina Ströbele die Hilferufe der Lebensgefährtin ihres Vaters aus der unteren Wohnung hört, zögert sie nicht: „Ich bin sofort runtergesprungen und habe gesehen, dass er einen Herzstillstand hat.“ Erst zwei Wochen zuvor hatte ihr Vater einen Herzinfarkt erlitten. Die Familie wählt den Notruf, hebt den bewusstlosen Vater auf den Boden, und Martina Ströbele beginnt mit der Reanimation – unterstützt durch die telefonische Anleitung der Integrierten Leitstelle mit Disponent Bastian Grahlow und ihrem Ehemann. Im Hintergrund alarmiert Disponent Peter Münz die Einsatzkräfte. „Die telefonische Reanimation hat mir sehr geholfen, weil man Angst hat, etwas falsch zu machen“, schildert Martina Ströbele. Regelmäßige Erste-Hilfe-Kurse, die sie im Rahmen ihres Berufs als Heilerziehungspflegerin absolviert, geben ihr in dieser lebensbedrohlichen Situation eine gewisse Sicherheit.
Parallel macht sich Bernd Kern auf den Weg. Er ist seit 25 Jahren in der DRK-Bereitschaft Schemmerhofen und ausgebildeter Helfer vor Ort. First Responder wie er kommen immer dann zum Einsatz, wenn sie den Ort eines Notfalls schneller erreichen können als der Rettungsdienst und übernehmen die Versorgung des Patienten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Die Ehrenamtlichen führen lebenserhaltende Sofortmaßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch und sind mit speziellen Rucksäcken ausgerüstet.
„Ich war gerade bei der Hausarbeit, als die Alarmierung kam“, erinnert er sich. In Minutenschnelle erreicht er den Ort des Notfalls; dank der Einweisung durch Angehörige verliert er keine Zeit bei der Suche nach dem richtigen Haus. Bernd Kern legt den Defibrillator an, stellt das Atemmanagement her und setzt die Reanimation fort, bis der Rettungsdienst mit Notarzt eintrifft. „Hoffnung machte uns, als die Mundwinkel von Herrn Benz nach dem Schock reagierten“, erzählt Bernd Kern.
Wenige Minuten später trifft auch der Rettungsdienst mit Notarzt aus Biberach ein. Das Rettungsdienst-Team bilden an diesem Tag Timo Weinzierl, Albrecht Nitschke, Stefanie Essler und Ruben Mayer. Sie übernehmen die weitere Versorgung des Patienten und bringen ihn ins Alb-Donau Klinikum nach Ehingen. Dort wird er zehn Tage stationär behandelt, anschließend folgt eine dreiwöchige Rehabilitation in Überlingen. Heute lebt Walter Benz mit einem implantierten Defibrillator. „Ich muss zwar langsamer tun, aber ich lebe – und dafür bin ich unendlich dankbar“, sagt er. An den dramatischen Tag selbst hat er keine Erinnerung.
Das Rettungsteam weiß: Solche positiven Verläufe sind leider selten. „Wichtig ist, sofort mit der Reanimation zu beginnen“, betont Notfallsanitäterin Stefanie Essler. „Die Leitstelle unterstützt dabei – niemand muss Angst haben, etwas falsch zu machen.“ Rettungssanitäter Albrecht Nitschke ergänzt: „Falsch macht nur derjenige etwas, der gar nichts tut.“ Und Helfer-vor-Ort Bernd Kern sagt: „Hier haben alle Räder der Rettungskette perfekt ineinandergegriffen.“
Rund drei Monate nach seiner Rettung besuchte Walter Benz mit seiner Familie die DRK-Rettungswache in Biberach. Dort erhielt er von Fabian Kosok, stellvertretende Leitung Rettungswache, Einblicke in die Abläufe und die Ausstattung der Fahrzeuge, die bei Herznotfällen entscheidend sind. Der Besuch machte deutlich, wie wichtig das Zusammenspiel von Ersthelfern, Ehrenamtlichen und hauptamtlichen Rettungsdienstlern für das Überleben von Patienten ist. Denn gerade bei einem Herzstillstand muss das therapiefreie Intervall so kurz wie möglich sein.
Drei Schritte zur Lebensrettung: Prüfen – Rufen – Drücken
Ein Herz-Kreislaufstillstand ist eine ernste Notlage. Außerhalb eines Krankenhauses ist er in Deutschland die dritthäufigste Todesursache. In einer solchen Situation hilft dieser Leitsatz: „Prüfen – Rufen – Drücken.“ Zunächst prüfen, ob die bewusstlose Person ansprechbar ist und normal atmet. Wenn nicht, sofort den Rettungsdienst unter der Nummer 112 rufen und anschließend mit der Herzdruckmassage beginnen – fest und schnell in der Mitte des Brustkorbs drücken, mindestens 100-mal pro Minute. Sollten weitere Personen anwesend sein, empfiehlt sich ein Wechsel nach circa zwei Minuten. Weitere Informationen zu Erste-Hilfe-Kursen gibt es hier. Um auf die Wichtigkeit von lebensrettenden Maßnahmen aufmerksam zu machen, findet jährlich die Woche der Wiederbelebung statt, in diesem Jahr vom 22. bis 28. September.