Wenn das Herz plötzlich stehenbleibt, zählt jede Minute. Doch was tun im Notfall?Antworten darauf geben der DRK-Kreisverband Biberach und das Sana Klinikum Landkreis Biberach im Rahmen der „Woche der Wiederbelebung“. Am Samstag, 20. September, sind Klinikärzte und Mitarbeitende des DRK ab 8 Uhr mit einem Infostand auf dem Biberacher Wochenmarkt vertreten. Dort erfahren Interessierte, wie im Ernstfall jeder zum Lebensretter werden kann.
Ein plötzlicher Herzstillstand kommt oft ohne Vorwarnung: Menschen brechen beim Gehen, Sport oder im Alltag einfach zusammen – reagieren und atmen nicht mehr. Ab diesem Moment zählt jede Minute. Wird sofort mit der Wiederbelebung begonnen, steigen die Überlebenschancen deutlich. Jede Minute ohne Herzdruckmassage verringert die Überlebensrate hingegen um rund zehn Prozent. „Das ist insofern relevant zu wissen, da in Deutschland jährlich mehr als 60.000 Menschen außerhalb eines Krankenhauses einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden. Rund 65 Prozent davon in den eigenen vier Wänden und in den meisten Fällen ohne medizinisch geschulte Person in der Nähe“, verdeutlicht PD Dr. Sebastian Hafner, Chefarzt des Zentrums für Anästhesiologie am Biberacher Sana Klinikum. Schätzungen zufolge sterben so etwa 65.000 Menschen jährlich am plötzlichen Herztod – viele davon könnten bei sofortiger Hilfe überleben.
„Oft ist es das schnelle Handeln von Ersthelfern, das den Unterschied macht und wortwörtlich über Leben und Tod entscheidet“, betont Michael Mutschler, Leiter Rettungsdienst beim DRK-Kreisverband Biberach e.V. Dennoch trauen sich viele Menschen im Notfall nicht, aktiv zu werden – aus Angst, Fehler zu machen. „Dabei gibt es nur einen Fehler, nämlich nichts zu machen.“
Positive Entwicklung bei der Laienreanimationsquote
Positiv ist: Durch gezielte Aufklärungskampagnen steigt die Zahl der Helfenden in Deutschland kontinuierlich. Lag die Quote der Laienreanimation 2010 noch bei rund 16 Prozent, liegt sie heute bereits bei über 50 Prozent. Ein erfreulicher Fortschritt – doch fast die Hälfte der Bevölkerung ist damit immer noch nicht ausreichend vorbereitet. Auch im internationalen Vergleich besteht Verbesserungsbedarf: In Dänemark, Norwegen oder den Niederlanden liegt die Quote zwischen 70 und über 80 Prozent, da dort Kinder bereits in der Schule lernen, wie man im Ernstfall Leben rettet. „Da wollen wir hin – und dafür setzen wir uns ein“, sind sich die Experten von DRK und Sana einig.
Praxisnahe Wissensvermittlung
Aufklärung und praxisnahe Wissensvermittlung sind entscheidend, um Hemmschwellen abzubauen und Menschen zum Handeln zu ermutigen: „Nach der positiven Resonanz im letzten Jahr nutzen wir die Woche der Wiederbelebung auch in diesem Jahr, um auf dem Wochenmarkt möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zu erreichen, zu sensibilisieren und zu informieren“, so Manfred Rommel, Kreisausbildungsleiter beim DRK-Kreisverband Biberach. „Für uns ist es eine echte Herzensangelegenheit, den Menschen in der Region zu zeigen, dass Wiederbelebung gar nicht schwer ist“, ergänzt Hafner. Interessierte erfahren am Infostand daher alles rund um das Thema Herzstillstand und Wiederbelebung – vom Erkennen der Symptome bis hin zu den richtigen Handgriffen im Notfall. Dabei hilft die bewährte Formel:
PRÜFEN: Ist die Person bewusstlos? Reagiert sie? Atmet sie noch?
RUFEN: Sofort den Notruf 112 wählen oder eine andere Person darum bitten.
DRÜCKEN: Die Rettungsleitstelle leitet telefonisch zur Reanimation an, während parallel die Hilfskräfte alarmiert werden. Mit beiden Händen fest und schnell in die Mitte des Brustkorbs drücken – mindestens 100 Mal pro Minute, solange bis der Rettungsdienst eintrifft. Bei mehreren Helfenden empfiehlt sich ein Wechsel nach circa zwei Minuten.
Um das Vorgehen bei einer Herzdruckmassage im Gedächtnis zu verankern, wird es am Infostand praxisnah an einer Reanimationspuppe geübt. Durch dieses Üben werden gleichzeitig Hemmungen abgebaut, sodass sich Laienhelfer im Ernstfall sicherer fühlen und sofort handeln können.